Landesgartenschau

Freiraumplanerischer offener Wettbewerb mit Realisierungs- und Ideenteil

Bestand
Der Rote Main ist das zentrale Element des neuen Parkes. In Vergangenheit und Zukunft beeinflusst er sowohl die Morphologie des Geländes als auch seine Nutzbarkeit für den Menschen. Der Fluss durchquert in seinem Verlauf verschiedenste Landschaftstypologien wie Äcker, Wiesen und Wälder genau so wie urbane Strukturen. An der Stelle an der der Fluss durch das neue Parkgelände quert durchschneidet er eine Senke von landwirtschaftlichen Flächen, die im Norden, Westen und Süden von Siedlungsbereichen Bayreuths flankiert werden. Im Osten des Areals befindet sich ebenfalls eine landwirtschaftliche Fläche die den Übergang zum Schloss Eremitage bildet. Die Ufer des Roten Mains sind von weichholzgeprägten Baumstrukturen, die Biotopschutz genießen, gesäumt. In diesem Sinne fungiert der neue Park als Verbindungsraum zwischen den urbanen und ländlichen Landschaften Bayreuths.

Die Geo-Morphologie der fluvialen Landschaft sollte hier besondere Beachtung finden. Hier ist der Fluss das bestimmende Element. Die vorgefunden Topographie variiert von weiten und tieferliegenden Flussebenen bis hin zu relative steilen Tälchen in der Peripherie des Geländes. Die Flussebene ist charakterisiert von wassergesättigten Böden mit Ablagerungen aus jahrzehntelangen Überflutungen. In den Hanglagen befinden sich wasserdurchlässigere kalkhaltige Böden. Diese Tatsache definiert unterschiedliche Landschaftstypen die entsprechend des Untergrunds auch im Mikroklima variieren. Auf diese Weise bietet die Lage Extreme zwischen feucht oder trocken, je nach Lehm oder Kalkvorkommen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es im Areal des künftigen Parks rund um den Roten Main einen Ring von gut drainfähigen Böden in den Höhenlagen, die konzentrisch von eher erosionsgeprägten Böden im tiefer liegenden Bereich und wassergesättigten Böden im tiefsten Bereich unterschieden werden können. Diese Grundlagen galt es in unserem Entwurf besonders zu berücksichtigen.

Im kulturellen Kontext Bayreuths gilt es neben den natürlichen Grundlagen das gartenkünstlerische Erbe Wilhelmines zu beachten. Das Gelände liegt an einer Verbindungsachse zwischen dem Hofgarten in der Altstadt Bayreuths und der Eremitage im Osten der Stadt. Heute sind diese Parks durch eine Spaziergänger- und Fahrradroute miteinander verbunden. Im weiteren Umfeld Bayreuth liegen zudem die Parks von Schloss Fantasie und Sanspareil.
Eine wichtige Verbindung zwischen den Parks ist der Ellrodtweg, der den Fluss begleitend den neuen Park durchquert. Der Park erhält die wesentliche Verbindungsfunktion zwischen den berühmten Parks von Wilhelmine.

Entwurf
Der Name ‚Park am Roten Main’ soll den bestimmenden Faktor des Parks hervorheben. Drei Hauptthemen charakterisieren das Entwurfskonzept.
1. Ein durchgängiges, vielverzweigtes Rundwegekonzept 2. ein Vegetationskonzept, das die Mikroklimate darstellt und 3. ein gestalterisch-formales Konzept, das auf die Garten-Ideenwelt Wilhemines reagiert. Diese Konzepte bilden die Grundlage für einen neuen Park, der sowohl auf die natürlichen Potentiale dieser Landschaft aufbaut als auch der Erlebnis- und Erholungssehnsucht der Besucher und Bewohner ein Angebot macht. Die Interaktion zwischen diesen beiden Aspekten bestimmen den Charakter. So stellen der Auen- und der Generationenpark ein Wechselspiel zwischen den genannten Aspekten dar.

Rundwegekonzept
Ein neuer ‘Loop’ bildet das Grundprinzip des Wegesystems. Mit 6 Meter Breite verbinden die Rad- und Fußwege die Eingänge des Parks mit der Flusssenke oder dem rundumlaufenden Höhenweg. Sie binden ebenso an die regionalen Radwegeverbindungen an. Die Struktur des Parks richtet sich an den verschlungenen Rundwegen aus. Die Wegeführungen erlauben dem Besucher sowohl die Querung durch die unterschiedliche Topographie des Parks als auch das Entlangwandern längs der der signifikanten Höhenlinien. Die Wegeführung erlaubt dem Besucher aber auch das Erleben der unterschiedlichen Mikroklimate des Parks. Von den Rändern her kommend erlauben einige Wege die Zufahrt ins Gelände, sowohl für die Landesgartenschau als auch zu Pflegezwecken. Die Eingangsmöglichkeiten kommen von der Äußeren Badstraße, Eremitagestraße, Ellrodtweg, Albrecht-Dürer-Straße und Obere Röth.

Neben den beschriebenen Hauptwegen existiert eine sekundäre Schicht von kleineren 3 Meter breiten Nebenwegen. Im Zusammenhang mit der breiteren Kategorie ist eine vielfältige Erschließung des Parks gewährleistet. Die Rundwege variieren in unterschiedlichen Distanzen und lassen so kurze und lange Rundgänge zu. Ganz kleine, 1,5 Meter breite, Wege führen in die extensiver gestalteten Bereiche des Parks.

Mikroklima
Den Hauptrundweg begleitend verlaufen Bänder aus Baumpflanzungen, der Waldring. Er beschreibt eine Matrix aus unterschiedlichen Landschaftstypen, die die vorgefundenen unterschiedlichen Mikroklimate abbilden. Im tiefsten Bereich besteht der Waldring in seiner Zusammensetzung aus Bäumen der Weichholzaue mit Gehölzen wie Erle, Esche, Weide und Pappel. Im höher liegenden Bereich ist ein buchendominierte Waldbereich gedacht, der auf die warmen und durchlässigen Böden reagiert. Innerhalb der Waldringe liegen verschiedene Feucht- und Trockengärten. Auch hier hängt deren Ausprägung von deren spezifischer Lage und den dort vorzufindenden Bodenverhältnissen ab. Ihre Lage innerhalb der Waldringe schützt sie vor Wind und starkem Frost. Der Waldring schafft windgeschützte Lagen die auch für den Besucher angenehm zu durchwandern sind.

Im Kontrast zu den dichten Waldbereichen am Rand ist der innere Bereich des Geländes von offenen großen Wiesenflächen bestimmt. Diese werden in obere und untere Wiesen, in eine Amphitheater-Wiese und eine Ausstellungs-Wiese unterschieden. Die unteren, also tiefer liegenden Wiesen sind so bepflanzt, dass sie, wenn nötig, längeren Überflutungen standhalten. Die Artenzusammensetzung ist feuchtigkeitsliebend und weniger differenziert. So halten sie auch intensiven Nutzungen wie Kultur- oder Sportveranstaltungen stand. Die oberen Wiesen sind in ihrer Artenzusammensetzung trockenheitsresistent und artenreicher. Hier finden sich auch mehr Wiesenblumen. Die oberen Wiesen sind ein- bis zweischürig angelegt. Im Bereich der schlechtesten Versickerung liegen die Feuchtgebiete. Diese Bereiche werden regelmäßig überflutet. Im Osten der Fläche ergänzt ein Fischteich die neue Fischtreppe.


Wilhelmine von Bayreuth 
Der Entwurfsansatz versucht sowohl räumlich als auch entwerferisch zwischen den Parks Wilhelmines zu vermitteln. Die Gestaltsprache vermittelt und re-interpretiert den Stil des Landschaftsgartens der Eremitage. Gleichzeitig ist der neue Park eine zeitgenössische, landschaftsarchitektonische Antwort auf die Fragen der Nachhaltigkeit heutiger Landschaftsträume. Ideen der Eremitage werden aufgegriffen und weiter interpretiert, wie der ‚verborgene Garten’. Dieser wird zu einem wichtigen Aspekt im Roten Main Park. Die ‚Verborgenen Gärten’ können im dichten Waldring aufgespürt werden. Sie behandeln eigene Themen und bilden eigene kleine Welten. Jeder Verborgene Garten hat eine angemessene Größe und einen surrealen Touch, wie jene in Wilhelmines Parks. Die Idee prägt den neuen Park. Es ist der Versuch die romantische Atmosphäre einzufangen, wie sie auch in den historischen Vorbildern zu finden ist. Die Geologie und der Feuchtigkeitsgrad des Ortes ist jeweils Grundlage die für die Ausprägung der ‚Verborgenen Gärten’. So formen die feuchten oder trockenen Standorte ganz eigene Welten. Pflanzen und Materialien sind darauf abgestimmt. Dazu kommen die Aspekte der Topographie, des Maßstabes und der Oberflächen. Diese Faktoren bestimmen eine Vielzahl von kleinen Gärten die ihre Herkunft sowohl im Erzählerischen der Historie als auch im Nachhaltigkeitsgedanken der Zukunft haben.

Park Typologien 
Der Park birgt zwei Themenbereiche. Den Generationenpark und den Auenpark: Mensch und Ökologie. Der Auenpark stellt die Beziehungen zum Fluss und seiner umgebenden Hydrologie dar. Seine Elemente erstrecken sich von Nordwesten nach Südosten.
Der Generationenpark auf beiden Seiten des Flusses stellt mit seinen Elementen die Verbindung zwischen der Peripherie des Parks und dessen Zentrum dar und stellt den Ort so in seinen lokalen Kontext.

Im ökologischen Sinn überwindet der Auenpark die Trennung zwischen der Nutzung durch den Menschen und der eigentlichen Natur des Flusses. Zahlreiche Stege überwinden die aquatischen Habitate. Diese werden vom Menschen nicht direkt betreten. Hier steht die Wahrnehmung der ‚wilden Natur’ im Vordergrund. Im Generationenpark finden sich Bereiche von hohem ökologischen Wert, die jedoch in Interaktion mit dem Menschen existieren können. Die Nutzung durch den Menschen steht hier im Vordergrund. Im Zentrum des Generationenparks befindet sich der Auensee. Er hat ein künstliches Becken in dem das Schwimmen möglich ist. Das Bassin kann aber auch abgelassen und dann als Veranstaltungsort genutzt werden. Von der Amphitheaterwiese aus kann man diese Fläche überblicken. Sie ist eine Alternative zum Festplatz auf der Westseite.

Architektur
Alle Gebäude ob temporär oder permanent folgen dem selben Prinzip. Es sind eingeschossige holzverschalte Gebäudekörper. Das wichtigste Gebäude befindet sich am Eingang an der Äußeren Badstraße. Es beherbergt ein Restaurant, ein Café, Toiletten, einen Informationspunkt und einen Aussichtsturm von dem aus man den Großteil des Parkes überblicken kann. Der Turm erlaubt dem Besucher den Hochwasserdamm zu überblicken und so den ganzen Park zu erfassen. Ausserdem fungiert er als markante Landmarke und wirkt so selbst als Erkennungszeichen für den neuen Park.

Neben dem Auensee befindet sich ein Pavillon in dem in den Sommermonaten ein Kioskbetrieb inkl. Toiletten stattfinden kann. Im Süden, im Bereich der Feuchtgebiete, findet sich ein ökologisches Lernzentrum. Der kleine Pavillon bietet eine Plattform für Schul- und andere Bevölkerungsgruppen. Hier lernt man etwas über die Ökologie des Parkes und der Umgebung Bayreuths. Der Bereich ist erhöht, um größeren Überflutungen zu trotzen. Ein Flächenmanagementdepot bietet Raum für Maschinen und anderes Pflegeequipment. Der Bereich umfasst 800 qm und liegt am Eingang zur Eremitagestraße. Hier ist auch die Zufahrt für große Fahrzeuge möglich.

GartenSchau
Die Gartenschau konzentriert sich auf drei wesentliche Parkelemente. Dies ist der Schauteil der im Bereich der in den tieferliegenden Wiesen zu finden ist, das Ausstellungsareal mit einer großen Wiese und die Ausstellungshallen, so wie die Blumenschauflächen im Eingangsbereich. Im gesamten Park sind temporäre Kioskbauten vorgesehen. Diese finden sich an den Haupt- und Nebeneingängen. Sie enthalten Kassen und Toiletten. Ein temporäres Restaurant befindet sich am Eingang der Albrecht-Dürer-Straße. Die Flächen für die Themengärten liegen im flachsten Bereich des Parks und ist in zwei Gruppen unterteilt. Ihre Form reflektiert die Form des Auensees. Sie gestalten die Uferbereiche. Zwischen diesen Flächen befinden sich kleine Plätze mit mobiler Bestuhlung. So können die Besucher am Ort ihres Wunsches verweilen und entspannen.

Bauherr
  • Stadt Bayreuth, Stadtplanungsamt
Projektdaten
  • Projektbearbeitung : 2011
Jahr
2011
Ort
Bayreuth

Weitere Projekte

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